Was weiß der Personalchef über Sie?

Meinen heutigen Beitrag möchte ich damit beginnen, Ihnen folgende Frage zu stellen:
Was weiß der Personalchef über Sie?


Einige von Ihnen mögen sich jetzt wundern.  „Was soll der Personalchef von mir wissen? Vermutlich diejenigen Informationen, die ich ihm in meiner Bewerbungsmappe über mich zur Verfügung stelle.“ Die meisten von Ihnen werden allerdings schon einen Schritt weiter denken. Denn das Gerücht, dass Personaler heutzutage intensive Onlinerecherche betreiben, hält sich schon seit einigen Jahren hartnäckig. Doch was ist tatsächlich dran?


Viele im Internet veröffentlichte Studien belegen tatsächlich, dass deutlich über die Hälfte der Personaler den Namen des Bewerbers bei Suchmaschinen wie Google und Bing eingibt, aber auch soziale Netzwerke wie Facebook, Xing oder LinkedIn nutzt, um vor dem Vorstellungsgespräch Informationen über den Bewerber zu sammeln.


Arbeitsrechtlich gesehen, ist dies übrigens zulässig, da die Daten im Internet offen zugänglich sind und dieser Zugang im Regelfall vom Bewerber selbst ermöglicht wird, indem er die Daten preisgegeben und/oder der Veröffentlichung bewusst zugestimmt hat. Im Regelfall schreibe ich deswegen, weil natürlich auch Dritte, beispielsweise Ihr Sportverein oder Ihre Freundin Daten oder Fotos im Internet von Ihnen zur Verfügung stellen können. Während der Fußballverein eine offizielle Zustimmung benötigt, werden solche „Veröffentlichungen“ im Freundeskreis oft lockerer gehandhabt und „Selfies“ von der letzten Party oder Verlinkungen auf Fotos oder an Orten häufig ohne die ausdrückliche Zustimmung der Einzelpersonen erstellt – sofern die Privatsphäreeinstellungen dies zulassen.


Daher gebe ich Bewerbern immer zwei „goldene Regeln“ an die Hand:


1) Überprüfen Sie Ihre Privatsphäreeinstellungen bei Facebook & Co. Sollten Sie private Fotos hochladen, achten Sie darauf, dass diese nicht für Fremde, sondern nur für Ihre Freunde und Bekannte sichtbar sind.


2) Googeln Sie sich selbst! Schauen Sie nach, was man in den großen Suchmaschinen findet, wenn man Ihren Namen eingibt. Sie finden Fotos oder Informationen, die Sie nicht veröffentlicht haben wollen? Entfernen Sie die Inhalte oder sorgen Sie dafür, dass diese entfernt werden. Datenschutz ist Ihr Bürgerrecht!


Aber welche Daten sind „gut“ und welche „schlecht“? Ist es in der heutigen Zeit nicht verdächtig, wenn über eine Person überhaupt keine Informationen aufgefunden werden können?


Tatsächlich kann eine positive und seriöse Selbstdarstellung, beispielsweise auf einem Xing-Profil, bei der Arbeitssuche von Vorteil sein. Sie blicken dem Personaler mit einem freundlichen Lächeln entgegen und die im Lebenslauf angegebenen Daten stimmen mit denen im Xing-Profil überein? Damit sammeln Sie sicherlich Pluspunkte.


Was Sie unbedingt vermeiden müssen, sind Darstellungen von Drogen- oder Alkoholmissbrauch, auch derbe, beleidigende Kommentare sollten nicht unter Ihrem Namen aufrufbar sein. Ebenso sollten Sie persönliche Einstellungen oder politische Haltungen nicht unbedarft Preis geben. Achten Sie weiterhin nicht nur in Ihren Bewerbungsunterlagen, sondern auch wenn Sie Kommentare und Beiträge im Internet veröffentlichen auf Gründlichkeit, korrekte Rechtschreibung und Grammatik.


Zu guter Letzt gebe ich Bewerbern den Rat, vor dem Vorstellungsgespräch den Spieß umzudrehen: Informieren Sie sich vorab nicht nur intensiv im Internet über Ihren potenziellen künftigen Arbeitgeber, gehen Sie auch auf die Suche nach Ihrem Gesprächspartner. Oftmals ist es hilfreich gegen aufkommende Nervosität, wenn Sie schon ein „Bild“ Ihres Ansprechpartners im Kopf und sich vor Augen geführt haben, dass Ihr Gegenüber auch „nur ein Mensch“ ist.